Tür 20: Wer bringt wo die Geschenke
Bei uns in Deutschland bringt größtenteils der Weihnachtsmann die Geschenke. In anderen Ländern? Lasst Euch überraschen!
Ein sich entleerender Holzklotz – Katalonien (Spanien)
Kinder in Katalonien bekommen ihre Weihnachtsgeschenke nicht aus einem Strumpf über dem Kaminsims – stattdessen gibt es den Tió de Nadal oder Caga Tió, was direkt übersetzt „kackender Holzklotz“ bedeutet. Diese seltsamen Holzscheite mit einem karikaturhaften Gesicht können auf Weihnachtsmärkten gekauft werden und werden ab dem 8. Dezember im Haus aufbewahrt, wenn die Katalanen Maria Empfängnis feiern.
Sobald Tió sich eingelebt hat, müssen die Kinder ihn warm und gut ernährt halten, und die Eltern stecken jede Nacht vor dem Einschlafen Leckereien in eine kleine Luke auf seinem Rücken. Am Weihnachtstag ist Tió so voller Leckereien, dass er sich erleichtern muss – und dann schlagen die Kinder mit einem Stock auf ihn ein, bis er sie alle „ausscheidet“.
Caga Tió entstand wahrscheinlich aus dem alten Brauch, zur Weihnachtszeit einen großen Baumstamm mitzubringen, der in ganz Europa praktiziert wurde (und wird) – an manchen Orten ist dies als Yule- Scheit bekannt. Der Baumstamm symbolisierte Wärme, Natur und die Hoffnung auf einen strahlenden Sommer.
Julebukk und die Weihnachtskobolde – Skandinavien
Auf Altnordisch bedeutet Julebukk („Julbock”) „Yule Ziege“ und ist ein großer Teil der Weihnachtskultur in Skandinavien, etwa wie Santa Claus in Großbritannien und den USA. Die Ziege soll Thors Wagen gezogen haben, und später ihr Leben geopfert haben, um ein Festmahl für Thor und seine Freunde zu schaffen.
In skandinavischen Ländern gibt es den Julebukk in vielen Formen und Größen. Er kann eine riesige ziegenförmige Figur aus Stroh mit langen und gebogenen Hörnern sein, oder er kann eine winzige ziegenförmige Weihnachtsdekoration sein. Im Laufe der Zeit hat der Julebukk seine Zuständigkeit abgegeben und heute bringen die Weihnachtszwerge Tomten (Schweden), Nissen (Norwegen) und Tonttu (Finnland) die Geschenke and die Türen der Kinder.
Diese Weihnachtsziege hat in den letzten Jahren dank der schwedischen Stadt Gävle und ihrer riesigen Julebukk-Statue, die jährlich Opfer von Brandstiftungen wird, internationale Bekanntheit erlangt! Die Zerstörung der riesigen Weidenziege ist in Gävle zu einer Weihnachtstradition geworden, die bis ins Jahr 1956 zurückreicht, wobei die 12 Meter hohe Skulptur oft gestohlen, in Stücke geschlagen oder normalerweise bis auf die Grundmauern verbrannt wird.
In den letzten Jahren hat Gävle unter Beobachtung der Welt (oder genauer gesagt des Internets) alles getan, um die Ziege zu beschützen, so zum Beispiel einen Doppelzaun errichtet, eine 24-Stunden-Überwachung installiert und 24-Stunden-Wachpersonal eingestellt. Mal sehen, ob die Gävle-Ziege diesen Winter überlebt!
Die Weihnachtshexe – Italien
Es ist Befana, nicht der Weihnachtsmann, die den Kindern Italiens Geschenke überbringt, und auch ihr Timing ist ein wenig anders. Befana klopft am 6. Januar, dem Tag der Dreikönigsfeier, an und stellt hohe Ansprüche an die Kinder. Wenn sie in diesem Jahr ungezogen waren, füllt sie ihren Strumpf mit Kohle, und in manchen Gegenden Italiens bekommen sie nur einen Stock.
Der Legende nach sammelten die Heiligen Drei Könige eine ganze Menge Gefolgschaft, als alle aus ihren Häusern eilten, um sich dem heiligen Geschenkaustausch für das Jesukind Geschenke zu überbringen. Alle außer Befana, da die stolze Hausfrau behauptete, sie hätte zu viel zu fegen. Am nächsten Tag rannte sie den Heiligen Drei Königen nach, Geschenke in den Armen – aber sie waren längst verschwunden. Jetzt soll sie auf ihrem Besen herumfliegen und Geschenke an die Kinder der Welt verteilen.
Befana ist wahrscheinlich nicht so ästhetisch wie der Weihnachtsmann (sie wird oft als vermummte alte Hexe dargestellt), aber italienische Eltern sind große Fans der festlichen Zauberin. Um sich zu bedanken, stellen die Eltern ihr am Vorabend ihrer Ankunft ein Glas Wein raus.
Es gibt in Italien aber auch den Babbo Natale („Vater Weihnachten“) und das und das Gesù bambino („das Christkind“).
Babbo Natale ist an den amerikanischen Santa Claus angelehnt und wird, genau wie das Verteilen der Geschenke bereits am 25. Dezember, immer populärer. Allerdings wird auch die Befana nach wie vor gefeiert, was für italienische Kinder sozusagen doppelte Freuden (und Geschenke!) bedeuten kann.
Die Weihnachtsmänner im Plural – Island
Island hat auch seine eigene Alternative zum Weihnachtsmann – anstelle des fröhlichen alten Herrn, der den Schornstein hinunterspringt, besuchen 13 Kobolde, die als Jólasveinar („Weihnachtsgesellen”) bekannt sind, in den 13 Nächten vor Weihnachten abwechselnd Kinder. Isländische Kinder lassen ihre Schuhe am Fenster stehen und die Kobolde deponieren Süßigkeiten oder kleine Geschenke darin.
Es überrascht nicht, dass eine dreizehntägige Aufbauphase bei Kindern zu beträchtlicher Aufregung führen kann – so sehr, dass Island 1746 den Eltern verbot, Geschichten über die Weihnachtsgesellen zu erzählen!
Jeder Kobold hat seine eigene Persönlichkeit mit seltsamen, aber selbsterklärenden Namen wie Kochlöffellecker, Fensterglotzer oder Kerzenschnorrer. Obwohl seltsam, werden sie im Allgemeinen als nette Gefährten angesehen, im Gegensatz zu ihrem teuflischen Gegenstück (und ihrer Mutter) Grýla, einem mürrischen Troll, der zu Weihnachten aus den Bergen kommt und Kinder lebendig kocht. Ein ziemlich intensives Stück Weihnachtsfolklore für kleine Kinder!
Väterchen Frost – Russland
Дед Мороз bzw. Djed Moros („Väterchen Frost“) nennen die Russ:innen ihren Weihnachtsmann. Im roten oder blauen Pelzmantel wird er von seiner Enkelin Schneeflöckchen auf dem Pferdeschlitten begleitet. In Russland wird nach dem Julianischen Kalender gefeiert: Die Geschenke liegen schon am Neujahrstag unter dem Baum, Heiligabend ist jedoch erst am 6. Januar und Weihnachten am Tag darauf.
Mit Ende des Heiligen Abends endet auch die strenge 40 Tage lange Fastenzeit der orthodoxen Russen. Dann dreht sich alles um das „Heilige Mahl“, das aus zwölf Gängen besteht und damit der Zahl der Apostel Jesu entspricht. Die Feier kann bis in die Morgenstunden andauern.
Ein paar Tage zuvor, am 31. Dezember, verkleiden sich alle Kinder als Schneeflocke, Schneemädchen oder Kaninchen und warten auf Väterchen Frost. Da er wie viele andere Weihnachtsmänner sehr beschäftigt ist, können sich die Kinder teilweise erst am Neujahrstag über die kleinen und großen Überraschungen freuen.
Christkind – Süddeutschland & Österreich
Das Christkind ist vor allem in katholischen Gegenden in Süd- und Westdeutschland, im Elsass, in Luxemburg, Österreich, Südtirol, der Deutschschweiz verbreitet. Die Symbolfigur gibt es auch in der Slowakei, Slowenien, Ungarn, Tschechien und in Kroatien sowie in Südbrasilien.
Der Erzählung nach kommt das Christkind am Weihnachtsabend und bringt dann die Weihnachtsgeschenke, ohne von jemandem gesehen zu werden. Es wird häufig als Kind mit blonden Locken, Flügeln und Heiligenschein dargestellt. Umgangssprachlich wird das Christkind auch oft mit dem Jesuskind gleichgesetzt.
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